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Erfahrungen, Begebenheiten

„Erwachen – wohin?“

von Dagmar Buxbaum
Zen-Lehrerin der Linie „Leere Wolke“
(Willigis Jäger)

„…darum seid ganz wach,
niemals achtlos,
niemals nachlässig….“
(Abendruf im Zen-Sesshin)

Kennt Ihr das? Man sitzt morgens am Frühstückstisch, spricht das Gegenüber an und diese*r sagt: „Lass mich erst mal wach werden…“ Oder der/die Kolleg*in antwortet morgens am Arbeitsplatz: „Lass mich erst einen Kaffee holen; ich bin noch gar nicht ganz wach…“ Jede/r von uns kennt diese oder ähnliche Aussagen.

Doch: Wie kann man schon unterwegs sein, herumlaufen und noch gar nicht wach sein? Auch im Zen sprechen wir von Wach-Sein, von Erwachen. Welches Erwachen meinen wir hier?

Schlafen – Wach-Sein. Auch in der Natur sprechen wir gerne von Erwachen, vor allem im Frühling, wenn alles aus der Dunkelheit erwacht ins (Sonnenlicht-)Licht.

Geht es im Zen um Dunkelheit? Oder geht es vielleicht mehr um eine Form der Unwissenheit, um ein Sich-Bewusst-Sein, um ein Heraustreten aus der „Dunkelheit“, dem Unbewussten, in eine Klarheit?

Im Zen geht es um ein Heraustreten aus der Einengung der Ich-Struktur, aus unseren vorgefassten Meinungen, unseren Vorstellungen und unseren Konditionierungen. Es geht um das Erwachen in eine Klarheit dessen, was oder wer wir wirklich sind – jenseits all unserer Konstrukte, jenseits von Allem, jenseits von uns.
Ein Erwachen aus „unserem“ Traum, aus unserer Traumumfangenheit. Wir haben so viele Träume, so viele Vorstellungen und Ideen – und verlieren uns immer wieder darin.

Wir leben in der Vergangenheit und in der Zukunft. Aus unserer Zen-Übung – uns als Gegenwärtigkeit zu leben, uns als Gegenwärtigkeit zu erfahren – machen wir häufig wieder ein Konzept, eine neue Vorstellung, einen neuen Traum, den wir dann wieder in schon vorhandene Träume oder Ideen mit einweben.

Wenn wir vom Erwachen sprechen, dann ist dies das Erwachen eben aus diesen Konzepten heraus, in die Realität dessen, was gerade wirklich ist – was sich gerade wirklich ereignet, wie das Leben sich gerade wirklich zeigt, was sich im Augenblick gerade wirklich abspielt.

Wir stellen uns in unserer Zen-Praxis unserem Leben. Wir sind in der permanenten „Übung“: diesem ganzen Geschehen nichts überzustülpen, kein Ich drauf zu setzen.
Wir lassen die Dinge einfach mal so, wie sie sind, ohne immer wieder etwas ändern oder manipulieren zu wollen, ohne es eigentlich ganz anders haben zu wollen.

Oft bekomme ich dann gesagt: „Dann ist Zen ja absolutes Nichts-Tun, manchmal müssen wir doch etwas tun…“

Was wir im Zen praktizieren, ist erstmal dieser 1. Schritt: Erst mal nicht handeln, erst mal wahrnehmen, erst mal hin-fühlen, was hier ist. Nicht sofort in die Handlung zu gehen, nicht alles sofort zu etikettieren. Einfach gelassen zu sein, in diesem Was-hier-erscheint zu bleiben, dies erst mal zuzulassen.

Dann erst kommt eventuell der 2.Schritt: Handeln – oder eben auch nicht. Wir bleiben also genau da, wie sich das Leben gerade zeigt. Je mehr wir dies praktizieren, umso mehr erkennen wir, was wirklich ist und letztendlich auch, wer wir wirklich sind – jenseits unserer Vorstellungen und Meinungen, jenseits unserer Ich-Struktur, die ja letztendlich auch eine Vorstellung ist.

Unser So-Sein wird klar – allein durch dieses Im-gegenwärtigen Augenblick-Verweilen, beziehungsweise unser So-Sein in der Verkörperung als gegenwärtiger Augenblick.

Die Frage im Zen „Wer bist Du?“ hinter all diesen unseren Strukturen tritt immer mehr hervor: Je mehr wir erkennen, dass wir genau diese Vorstellungen, die wir von allem haben – sei dies durch Erfahrung, Erziehung, Gelesenem –, eben nicht sind. Oder nicht nur sind.
Wer bist Du? Wer bin ich? Was macht Dich letztendlich aus? Ohne all diese Strukturen oder hinter all diesen Konzepten? Warum bauen wir so vieles um uns herum auf?

Wir haben Angst. Es gibt uns eine gewisse Sicherheit zu glauben, dass all diese Konstrukte uns halten können, uns eine Identität vermitteln, uns und auch unserem Umfeld ein Ich-Bild geben. Aber was geschieht, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert? Was hält uns dann wirklich? Was gibt uns dann wirklich diese Sicherheit, die wir vermeintlich durch unsere Ideen und Konzepte haben?

Die Zen-Praxis – immer nur jetzt, jetzt und wieder jetzt – lässt uns dahin erwachen, wer wir wirklich sind. Wir erwachen in eine unendliche Weite als unendliche Weite und Freiheit; aber nicht, weil wir jetzt tun und lassen können, was wir wollen, sondern als eine Freiheit, die durch die enge Ich-Struktur nicht mehr eingeengt wird, nicht mehr an vorgefassten Meinungen festhält. Da ist plötzlich eine freie Sicht auf die Welt, auf uns. Wir sehen nicht mehr durch eine Brille aus Weltanschauungen und vorgefassten Meinungen.

Was bedeutet nun dieses Erwachen? In der Natur erwacht alles aus der Dunkelheit, aus dem dunklen Boden ins Licht, in die Helle der Sonnenstrahlen und Wärme, ins Leben. Im Zen bedeutet Erwachen – manche sagen auch Erleuchtung –, aus der Dunkelheit und Einengung unserer Ich-Struktur, aus unserer Traumumfangenheit zu treten, hinein in die Lebendigkeit, in das Leben, in eine Offenheit zur Welt, in eine Offenheit zu mir, zum anderen, in eine Offenheit, die wir selbst sind.

In unseren Sesshins rezitieren wir immer unseren Abendruf:

„Eines lege ich Euch allen ans Herz,
Leben und Tod sind eine ernste Sache.
Schnell vergehen alle Dinge,
kein Verweilen kennt der Augenblick.
Darum seid ganz wach,
niemals achtlos
und niemals nachlässig.“

Das bedeutet: Wenn wir Erwachen wollen, müssen wir in jedem Augenblick wach sein, da sein, gegenwärtig sein, im Hier und Jetzt sein. Jetzt, jetzt, jetzt. Das heißt, hier begegnen wir auch dem Paradox des Zen: Die Praxis, die Übung des Immer-Wach-Seins an sich selbst ist gleichzeitig das Ergebnis.

Wenn wir immer wach sind, ist dies auch die Tür zum Erwachen beziehungsweise ist dies auch schon das Erwachen selbst, was wiederum bedeutet: Wir sind Wachheit, wir sind das Erwachen selbst – von Anbeginn gewesen, aber jetzt auch im Erfahren und im Erkennen, in der Verkörperung.

Benediktushof Holzkirchen

Morgen, morgen,nur nicht heute?

„Morgen, morgen, nur nicht heute?“

von Alexander Poraj

Zen-Meister und Mitglied der spirituellen Leitung am Benediktushof

„Heute ist die gute alte Zeit von morgen.“ (Karl Valentin) 

Wie üblich die gute Nachricht zuerst: Unter manchen spirituellen Gruppen herrscht Konsens darüber, dass nur Gegenwart ist. Alles ist genauso wie es ist, jetzt und nur jetzt. Es ist genauso, wie es ist immer frisch, unmittelbar und einmalig. Das „Jetzt“, das „Sosein“, genau dieser Moment, dieser Augenblick, dieser Atemzug oder Schritt, dieser Schrei, diese Träne, dieser Schuss, dieser erhobene Finger oder dieser Schluckauf: alles Gegenwart. 
Jetzt die schlechte Nachricht: Mit den meisten spirituellen Praktiken wird die Gegenwart abgelehnt. Warum? Weil Spiritualität sich eben nicht als Gegenwart erleben will, sondern zunächst und unbemerkt als eine wesentlich bessere Alternative zum trüben „Jetzt“. Erst als solche Alternative wird sie als kollektiv akzeptierte Vorstellung zum Ziel der spirituellen Praxis oder Übung erhoben. Nur weil sie besser ist als die Gegenwart, mithin diese verdrängt, ist sie es wert, spirituell genannt zu werden und als ein über alle unvollkommenen gegenwärtigen Zustände erhabenes Ziel aufzutreten. 

Es beginnt eher unscheinbar, mit dem Wunsch nach mehr Stille, einem bei-sich-bleiben oder dem Wunsch nach Konzentration auf das Wesentliche. Ab da kennt die spirituelle Wunschliste so gut wie keine Grenzen, zahlreiche Jenseitsvorstellungen und dauerhafte Suprazustände miteingeschlossen. All das wäre nicht weiter störend, gäbe es da nicht das Problem der Umstände, die so dominant und hartnäckig all den spirituellen Vorstellungen im Wege stehen und zwar gegenwärtig im Weg stehen. 
Mehr noch: Zu allen Zeiten schien es nicht anders gewesen sein, so dass sich die spirituellen Übungen in den allermeisten Fällen für eine Fortsetzung des üblichen Kampfes des „für“ und „gegen“ entschieden haben, ohne es zu merken. Diese Haltung passiert deswegen die meisten spirituellen Kontrollinstanzen, weil das „Dagegensein“ in der Regel nicht direkt formuliert wird. Es ist aber in jeder „Dafür“-Haltung und -Handlung inbegriffen und verfolgt jeden wie sein eigener Schatten, der niemals aus sich selbst, aber immer nur aus dem gut gemeinten Licht entsteht. Und welcher spirituelle Weg will nicht im strahlenden Licht der Ichlosigkeit, der Liebe und der Erleuchtung enden? 
Und weil dieser Schritt so selbstverständlich akzeptiert wie auch umgesetzt wird, merkt man zuweilen ein Leben lang gar nicht, wie aus der Unmittelbarkeit und der Möglichkeit Gegenwart zu vollziehen erneut eine auf eine „bessere“ Zukunft ausgerichtete individuelle und/oder kollektive Übung wird. Der Lichtbildausweis mit der Aufschrift „Spiritualität“ lässt sie in der Regel alle Kontrollschranken ungehindert passieren. 

Natürlich ist es leicht nachvollziehbar, weswegen das „Jetzt“ abgelehnt werden soll, ja muss, denn es ist schrecklich, unzumutbar und so schrecklich gewöhnlich und kann unter keinen Umständen als „spirituell“ bezeichnet werden. Warum eigentlich nicht? Etwa deswegen nicht, weil es nicht gegenwärtig ist? Nein, das ist leider nicht der Grund. Das aber wäre, zumindest was Zen angeht, das einzige Argument. Nun aber ist es so, dass wir die Gegenwart ablehnen, weil sie einer vorgestellten und somit einer alternativen Zukunft nicht entspricht. Es ist aber nur unsere vorgestellte Zukunft, welche sich in den Kreationen von „anders“ und „besser“ seit Menschengedenken austobt. 
Nun, auch das wäre noch zu verkraften, weil alle diese „Kreationen“ ebenfalls Gegenwart sind. Was denn sonst. Schade ist nur, wie viel Zeit wir dafür verwenden, uns gegen die Gegenwart zu sperren in der beständigen Hoffnung auf eine vorgestellte, bessere individuelle oder gemeinschaftliche Situation. 

Ganz gleichgültig aber, wie stark wir die Gegenwart ablehnen und uns an eine vorgestellte bessere Zukunft anlehnen – sie ist, jetzt, immer in voller Blüte und Pracht, auch dann, wenn uns der Duft ihrer gegenwärtigen Komposition mal wieder die Nase rümpfen lässt. 
Sie ist genauso, wie sie jetzt ist, und das auch dann, wenn wir aus dem Versteck unseres Rosengartens alles andere nur noch als Unkraut definieren, gegen welches – Gott, sei Dank! – ein spirituelles Kraut gewachsen ist. Das müssen wir nur noch geduldig sähen, um endlich das ernten zu können, was wir uns als gut und richtig vorstellen. Bis dahin gilt es natürlich: jäten soviel das Zeug hält, koste es was es wolle. 

Was tun also? Nichts. 
Nichts tun ist hier kein Gegensatz zum Aktiv-Sein, sondern ein Dasein in dem und mit dem, was ist. Es fordert Präsenz. Diese wiederum ist so etwas wie die persönlich gefärbte Resonanz auf die erlebte und damit zugelassene Gegenwart. Vielleicht müssen wir die Gegenwart nicht wie ein trotziges Kind hinter uns in einen noch besseren Kindergarten zerren, sondern uns direkt und unmittelbar mit ihr beschäftigen? Ihr manchmal die verrotzte Nase putzen, manchmal im Dreck wühlen lassen, manchmal in Arm nehmen und mitheulen, häufiger mitspielen. – Denn einiges spricht dafür, dass wir nur so am Leben teilnehmen, indem wir es leben.

www.benediktushof-holzkirchen.de

Eckhart Tolle – Jetzt Post

Gefühle zulassen

Unser Körper befindet sich immer in der Gegenwart. Wir haben jedoch verlernt, ihn als dauerhaften Zugang anzuerkennen und zu nutzen. Zu häufig sträuben wir uns gegen die Empfindungen, die unser Körper verursacht und verbleiben so in Zuständen des Widerstands.

Wir fürchten Schmerz: Sei er körperlich oder emotional und versuchen ihn loszulassen ehe er überhaupt eingetreten ist. Trotz aller Bemühungen Gefühle, Ereignisse, Bedürfnisse oder Gedanken loszulassen, kann es sehr befreiend sein, den Spieß umzudrehen und einfach mal zuzulassen, was sich denn da in uns bewegt. Das Ganze natürlich unter aufmerksamem Blick unseres inneren Beobachters.

Unsere Atmung steht uns hierbei als direkter Zugang zur Verfügung, um mit unserem „inneren Körper“ in Kontakt zu treten. In Bezug auf unsere menschliche Existenz ist sie die erste Fähigkeit, die wir geschenkt bekommen, und die Letzte, die wir wieder abgeben. Sie begleitet uns somit das ganze Leben und ist Ausdruck für die Lebendigkeit und den Fluss, der dem Leben innewohnt. Unabhängig davon wie viel Angst wir gerade empfinden oder wie stark wir mit unseren Gedanken identifiziert sind, trennt uns nur ein bewusster Atemzug von einem Moment der Einheit, Präsenz und des Friedens.

www.eckharttolle.de

Heil Sein

Heil Sein

von Harald Homberger

Kontemplationslehrer der Linie „Wolke des Nichtwissens“ (Willigis Jäger), Spiritueller Leiter der Tradition „Samyama Integrale Yogameditation“, Psychotherapeut

„Die rätselhafte Wurzel der Heilung ist Verbundenheit“

(Sharon Salzberg) 

Werden wir krank, wollen wir die Krankheit in der Regel nicht haben und möchten sofort gesund werden. Alles soll so sein wie vorher. Oft fühlen wir uns durch die Erkrankung gekränkt oder beleidigt. Wir fühlen uns dann als Opfer, denken „Ich, Arme“ oder wir verurteilen uns: “Immer passiert das mir“.

Indem wir gegen die Erkrankung kämpfen, vergeuden wir Lebensenergie, weil wir nicht anerkennen können, dass wir sie gerade haben.

Viele Menschen entwickeln auch eine Anspruchshaltung verbunden mit Schuldzuweisungen. Das geht soweit, dass sie völlig die Verantwortung für die eigene Gesundheit abgeben. Der Arzt oder andere Heiler sollen ihnen sagen, was für sie gut ist und was nicht.

Was bewegt uns noch?
Wir entwickeln zu unserem Krankheitszustand Ängste und Befürchtungen bis hin zu einer Depression, weil wir durch unsere Krankheit in eine äußere Nichthandlungsfähigkeit hineingezwungen werden. Wir leiden!

Was wäre, wenn wir uns erlauben könnten, dass wir leiden, ohne uns zu bemitleiden und nicht dem sofortigen Wunsch nach Veränderung folgen? Wenn wir nicht dem Wunsch der sofortigen Verdrängung des augenblicklichen Zustandes des Leides folgen würden? Was wäre dann?

Aus einer ganzheitlichen Sicht heraus können wir uns fragen, was das Nährende an unserem Schmerz, unserer Krankheit ist. Was will die Erkrankung von mir? Was sollte ich möglicherweise anderes tun? Auf wen oder was möchte mich das Leid hinweisen? Kommen mir eigene Handlungsweisen, Personen, Ereignisse in dem Sinn, wenn ich zur Untätigkeit gezwungen in meinem Bett liege? Habe ich etwas unterlassen? Sollte ich etwas verändern, beispielsweise in der Partnerschaft, im Beruf, im Umgang mit mir selbst oder meinen Lebensentwurf?

Manchmal entdecken wir beim Spüren einer Erkrankung etwas, das als sekundärer Krankheitsgewinn bezeichnet wird. Also, wenn wir uns die Frage stellen: Welchen Vorteil habe ich davon, dass ich diese Krankheit habe? Was muss ich dadurch vielleicht nicht mehr tun?

Es gibt unendlich viele Teile in uns, die gesehen werden wollen und Anerkennung brauchen. Zum Beispiel dieser eine Teil in uns, der krank, ängstlich und depressiv ist. Ebenso wie der andere Teil, der wieder gesund sein möchte.

Ein Lösungsansatz ist, beide Bewegungen in uns wahrzunehmen und anzuerkennen, sie beide miteinander ins Gespräch kommen lassen und ihnen eine Stimme geben. Was will der eine Teil, was wir tun oder lassen sollen, und was der andere? Beiden Stimmen in uns sollte gleichberechtigt Raum gegeben werden. Das Fremde in uns annehmen, nicht bewerten, nicht verurteilen, anerkennen, was in uns ist. Auch wenn es Veränderung in unserem Leben bedeutet, die vielleicht – da sie uns unbekannt ist – Angst macht.

Gelingt uns das Annehmen, erleben wir Erkrankung oder anderes Leid als Wende oder Chance in unserem Leben. Sie bringt uns zu dem, was jetzt wesentlich gelebt werden muss im Sinne einer ganzheitlichen Erfahrung.

Dann empfinden wir gegenüber der Erkrankung – und was sie in unserem Leben bewirkt – Dankbarkeit und manches Mal auch Demut, da wir sie als „geschickt“ erleben, um eine Veränderung in Gang zu setzen. Dann fühlen wir uns eingebunden in einen größeren Zusammenhang. Wir erleben uns – einfach ausgedrückt – ganz, vollständig, heil.

Was hilft uns dabei?
Achtsamkeit, eine von klarem Bewusstsein getragene Aufmerksamkeit, gilt heute als der wichtigste Leitfaden durch die Parameter von Heilsein. Dabei geht es darum, in jedem Moment so gegenwärtig und bewusst wie möglich zu sein. Es ist eine Übungspraxis des Gewahrwerdens und Gewahrbleibens für all das, was im gegenwärtigen Moment geschieht – im Körper, im Atem und im Geist. Es ist ein sich Öffnen, unsere Ich–Wahrnehmung übersteigend, in dem was noch wahrnehmbar ist. Das kann geschehen, wenn wir nicht mit den Bewegungen unseres Geistes identifiziert sind.

Heilung und Heilsein sind nicht gebunden an dem vollständigen Verschwinden einer Erkrankung. Wir können auch mit einer uns verändernden Krankheit Lebensziele weiterverfolgen, im Leiden eine Sinnhaftigkeit erkennen, die uns zu einer anderen Dimension unseres Daseins führt. Heilung gelingt dann, wenn wir uns mit dem verbinden, was über uns hinausweist und gleichzeitig anerkennen, was ist. Jetzt und Jetzt, Jetzt und auch im Leid.

Somit sind Heilung und Heilsein immer ein heiliger Moment. Heilsein ist ein Verneigen vor der Endlichkeit unseres Lebens, ein Erwachen in das Leben als Ganzes.
Dieser eine Atemzug, dieser eine Augenblick, wenn Du schaust und gleichzeitig angeschaut wirst: Dein Herz berührt das Sein und das Sein Deines.

Wenn das geschieht – welche Tiefe offenbart sich!

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Europäisches Friedensgebet

Europäisches Friedensgebet sonntags, 20:00 – 21:00 Uhr „Gruppengebete sind sehr mächtig, sie können große Veränderungen herbeiführen.“ – Amma Wegen der enormen Resonanz auf die Einladung zum Europäischen Friedensgebet am letzten Sonntag, erweitern wir diese schöne Aktion zunächst auf die nächsten drei Sonntage.
  • 20.03.22 mit Br. Mitramrita Chaitanya
  • 27.03.22 voraussichtlich mit Swamini Amritajyoti Prana
  • 03.04.22 voraussichtlich mit Swami Shubamritananda Puri
Das Gebet beginnt jeweils um 20:00 Uhr und dauert ca. eine Stunde. Für dieses Mal (20.03.) ist auch eine Live-Übertragung von den helfenden Menschen an der polnischen und ungarischen Grenze geplant. Die Teilnahme von Swamini Amritajyoti und Swami Shubamritananda ist noch nicht bestätigt. Da letzte Woche mehr als 1.000 Menschen aus ganz Europa teilnehmen wollten, planen wir diesmal, parallel einen YouTube-Livestream anzubieten, falls ihr in das Zoom-Meeting nicht mehr rein kommt. Den Link auf YouTube veröffentlichen wir kurz vorher auf amma.de/lokal/regionale-gruppen und auf amma-europe.org. Link zum Zoom-Meeting: https://us06web.zoom.us/j/87212854314?pwd=aWxFVU1EQXhoSUQ0eHNPZ0VJanNzZz09 Eventuelle Änderungen teilen wir auch auf amma.de/lokal/regionale-gruppen mit. Falls die Aktion verlängert werden sollte, erfahrt ihr das auch auf dieser Seite – also schaut regelmäßig vorbei! 
Veranstalter: Amrita e. V., Indienhilfe
Wir nehmen auch weiterhin Spenden für Geflüchtete aus der Ukraine entgegen, die wir dann an Amma Polska weiterleiten (mehr Informationen auf amma.de/spenden/nothilfe-fonds): Per Überweisung: Kontoinhaber: Verein Amrita e.V., Indienhilfe Bank: VR Bank Rhein-Mosel eG IBAN: DE56 5746 0117 0005 2050 80  BIC: GENODED1NWD Verwendungszweck: Nothilfe-Fonds Auf amma.de/spenden/nothilfe-fonds könnt ihr eure Spende auch per Kreditkarte tätigen. Auf amma.de/ukraine-gefluechtete finde ihr außerdem einen Artikel über die Hilfsaktionen an der ukrainischen Grenze.
Jede Spende ist hilfreich!
Om lokah samastah sukhino bhavantu Mögen alle Wesen in allen Welten glücklich sein!

Was ist wichtig?

„Was ist wirklich wichtig?“
von Fernand Braun

Mitglied der spirituellen Leitung und Kontemplationslehrer der Linie „Wolke des Nichtwissens“

„Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch immer der,
der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk immer die Liebe.“
(Meister Eckhart)

Was ist wichtig?

Als Johannes XXIII zum Papst gewählt wurde, war er so erschrocken ob dieser gewaltigen Aufgabe, dass er lange Zeit nicht schlafen konnte. Irgendwann ist er dann doch kurz eingenickt. Im Traum erschien ihm ein Engel, dem er seine Not klagte. Da sagte der Engel: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig“! Seitdem konnte er wieder gut schlafen!

Wer von uns kennt sie nicht, diese schlaflosen Nächte, aufgrund schwieriger Lebenssituationen, wo uns Zweifel befallen können, ob wir wohl den Herausforderungen gewachsen sind. Quälende Gedanken geben keine Ruhe. Fragen, was die Zukunft uns oder unseren Liebsten wohl bringen wird, halten uns wach. Fragen, die uns oder unser Leben infrage stellen, können schwer auf uns lasten, weil sie uns existentiell wichtig.

Nun gibt es auch alltägliche Situationen, da müssen wir nicht so weit in die Zukunft schauen. Sie wiegen nicht so schwer und doch können sie uns in aller Regelmäßigkeit an den Rand der Verzweiflung bringen und uns bis in die Nacht verfolgen.

Zum Beispiel stehe ich eine gefühlte Ewigkeit in der Warteschlange eines kleinen Ladens, weil jemand für seine Liebsten einen Großeinkauf gemacht hat und nun jedes Einzelteil als Geschenk eingepackt haben möchte.
Ein Raser auf der Autobahn drängelt von hinten oder ein LKW bremst mich gnadenlos aus.Ich fühle mich geschnitten oder ausgebremst: auf der Straße, im Laden, zuhause, wo auch immer!

„Ich bin nicht wichtig!“ kann sich mit der Zeit zu einem Grundgefühl auswachsen. Damit drohe ich in den Emotionen und Gefühlen geradezu „einzufrieren“. Das „Gewicht“ des Ich – egal ob als zu leicht oder zu schwer empfunden – kann in der Tat schlaflose Nächte bescheren.

Der eingangs erwähnte Spruch von Meister Eckhart weist einen möglichen Ausweg aus diesem Dilemma:

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk immer die Liebe.

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,

Dieser Augenblick ist das Leben, und er steht uns immer zur Verfügung. Von unserem Empfinden her aber ist der Augenblick oft zu wenig oder nicht das Richtige. Das Leben pulsiert immer wo anders. Es beschleicht uns das Gefühl, das Leben zu verpassen. Auf der Suche nach Mehr und Anderem verabschieden wir uns. Wir sind nicht da! Die kontemplative Praxis heißt in diesem Sinne nichts anderes: Den suchenden, umherirrenden Geist wieder zurückzubringen ins Hier und Jetzt und lernen, es mit mir auszuhalten und dazubleiben. Kontemplation heißt: Ankommen im Jetzt!

… der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht,

Was ist gemeint: der bedeutendste Mensch mir gegenüber? Ist es jener, der in diesem Augenblick mir direkt gegenübersteht? Oder jener, den ich durch meine Aufmerksamkeit eine Bedeutung gebe und der dadurch mein Gegenüber wird? Ich kann meine Aufmerksamkeit nach außen wie auch nach innen lenken. Lenke ich – wie in der spirituellen Praxis üblich – den Blick nach innen, werde ich mir selbst zum Gegenüber und bin somit mir selbst der Bedeutsamste. Den, den ich anschaue, wird mir zum Nächsten und damit der Wichtigste.

In diesem Sinne könnte man sagen: Nichts und niemand ist wichtig! Oder: Alles und jeder ist wichtig! Denn die Dinge oder die Menschen sind nicht per se wichtig. Sie werden wichtig, weil ich sie wichtig nehme und ihnen eine Bedeutung gebe. Das gilt nicht nur für das Gegenwärtige.  Ich kann meinen „Blick“ in die Vergangenheit – als Erinnerung – oder in die Zukunft – als Erwartung – richten. Ich vergegenwärtige sie, die Dinge bzw. die Menschen werden gegenwärtig. Ich „bringe“ sie in die Gegenwart, und gleichzeitig auch mich. Somit bestätigt sich: Die Gegenwart ist die wichtigste Zeit. Der wichtigste Mensch, ist der Mensch mir „gegenüber“.

… und das notwendigste Werk immer die Liebe.

„Alles Leben ist Begegnung!“ schreibt Martin Buber. Wirkliche Begegnung ist nur möglich, wenn ich den anderen ohne irgendeine Erwartung oder Befürchtung gegenübertrete. Wie schwer das sein kann, wissen wir alle. Wie viele Erwartungen, die uns oft nicht bewusst sind, haben wir uns selbst oder unseren Kindern auf die Schultern gelegt, an denen sie manchmal schwer zu tragen haben. Oder was befürchten wir nicht alles von Menschen – Flüchtlinge, Ausländer – denen wir noch nie begegnet sind. Oder von jenen, denen wir fast täglich begegnen: Nachbarn, Freunden oder selbst Geschwistern. In irgendeiner Weise fühlen wir uns von ihnen bedroht und halten sie auf Distanz. Nehmen wir sie zu wichtig, oder sind sie uns nicht wichtig genug? Sind wir uns selbst zu wichtig oder nicht wichtig genug?

Nach der Schreibweise von Martin Buber: Wir „vergegnen“ uns und halten damit das Leben von uns fern.Die Liebe ist es, die die (selbstgewählte) Distanz zwischen uns überbrücken kann.

Die Liebe ist der „Ort zwischen richtig und falsch“; dort können wir uns begegnen! (Rumi). Nicht jene Liebe ist gemeint, die wir empfinden für jene, die uns nahe oder für Dinge, die uns wichtig sind. Es ist nicht die Liebe, die wir haben. Liebe ist jenes „Kraftfeld“, das der Beziehung vorausgeht. Es ist die Liebe, die wir „wesentlich“ sind.

Meister Eckhart meint: „Die Menschen sollen nicht zu sehr darüber nachdenken, was sie tun sollen, sie sollen vielmehr bedenken, was sie sind!“ Aus der Perspektive der Liebe betrachtet sind alle Menschen wie alle Dinge bedeutsam und damit wichtig. Dies gilt es zu erkennen! Haben wir es erkannt, dann werden unser Denken, Reden und Tun erfüllt sein von Liebe und Mitgefühl. Mehr noch: Wir sind eins in der Liebe! – meint Johannes in der hl. Schrift.

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Online-Winterretreat mit Swami Shubamritananda

Das deutsche Amma Zentrum möchte euch von 12. bis 14. November 2021 zur Online-Teilnahme am Retreat mit Swami Shubamritananda Puri im Amma Zentrum Hof Herrenberg einladen. Es ist uns eine große Freude, Swami Shubamritananda Puri, langjähriger Schüler und Übersetzer von Amma, noch in diesem Jahr wieder begrüßen zu dürfen und wir freuen uns auf ein ganzes Wochenende mit inspirierenden Satsangs, Meditationen, Bhajans, und Puja.
Anmeldung und weitere Informationen auf ammazentrum.de. Eine Anmeldung zur Teilnahme vor Ort ist leider nicht mehr möglich, da aufgrund der aktuellen COVID-19-Bedingungen die Teilnehmerzahl begrenzt ist und schon alle Plätze vergeben sind. Seit einiger Zeit schon gibt es auf YouTube wundervolle, etwa 20-minütige Videos, welche Szenen von Ammas Touren, Bilder aus dem Ashram, Bhajans, sowie Reden und Lehren von Amma zeigen. Die Videos werden für euch direkt in Ammas Ashram mit viel Liebe hergestellt und übersetzt. Die erste und die zweite Staffel von Amrita Ganga sind mittlerweile mit deutschen Untertiteln versehen und alle aktuell neu erscheinenden Folgen gibt es auch immer mit deutschen Untertiteln. Die Untertitel könnt ihr in jedem Video unten in der rechten Ecke über das Einstellungs-Rädchen verändern. Hier noch einmal der Link zur ersten Folge: https://www.youtube.com/watch?v=laAR8LnWcx4 Nehmt euch eine Auszeit und verbindet euch über diese wunderschönen Videos mit Amma!

Neues vom Benediktushof

Impuls zum Jahresbeginn   

von Gerhard Bader

Geschäftsführer des Benediktushofes

Liebe Freundinnen und Freunde des Benediktushofes,

das Leitungsteam und das Team des Benediktushofes wünschen Euch zuallererst alles Gute für das neue Jahr, hoffentlich ein gesundes, glücksstiftendes und ein – ohne zu viel wirtschaftliche Not – zufriedenes 2021.

Ich freue mich, Euch im Rahmen dieser Sonderausgabe des Newsletters als neuer Geschäftsführer des Benediktushofes zu begrüßen. Die herausfordernde Situation, die uns dazu zwingt den Benediktushof auch weiterhin bis mindestens Ende Januar geschlossen zu halten, ist kein einfacher Start für mich. Ich freue mich trotzdem sehr darüber!

Dirk Ahlhaus und ich verwenden die „etwas ruhigere Zeit“ am Hof für eine vertrauensvolle Übergangsphase. Er wird mir in der Geschäftsführung noch für ein paar Monate beratend und danach für ein paar Jahre als Mitglied des Beirates unterstützend zur Seite stehen, sodass wir den Übergang und Wandel konstruktiv gestalten können, indem wir Bewährtes wertschätzend fortführen und Neuerungen, wie ein erweitertes Online-Angebot, etablieren werden.

Rückblickend war das Jahr 2020 geprägt von Sorge um unsere Gesundheit, die wirtschaftliche Situation, aber auch von Reflexion über uns selbst, unser Leben und das Sein in der Welt.

„Social Distancing“ hat uns wieder die Wertschätzung von – aktuell nicht mehr in dieser Art möglichen – persönlichen Begegnungen und eines achtsamen Umgangs miteinander vor Augen geführt. Dankesworte, Anerkennung und das Vorhandensein von Freundschaften sind wichtiger geworden, selbst wenn wir uns nicht treffen konnten. Das Vermissen der persönlichen Begegnungen – unter anderem am Benediktushof – hat uns gezeigt, welch großes Geschenk solche „Stätten der Begegnung“ unter normalen Umständen für uns darstellen.

Mit unserem Hintergrund der Spiritualität sehen wir durch das Brennglas der Pandemie, welch einen Unterschied wir Individuen für das Ganze machen können: sei es ein aufmunterndes, wertschätzendes Wort an mein auch „virtuelles“ Gegenüber oder die Anwendung von Achtsamkeit, Geduld, Hoffnung und Liebe als wichtige Wesensattribute in dieser aktuellen Situation.

Auch wenn der Benediktushof im Januar weiterhin nicht öffnen darf, sind wir für alle da, die im Geiste von Willigis Jäger weiter als Teil dieser Weggemeinschaft spirituell und achtsam üben wollen. Wir bieten Euch weiterhin das tägliche gemeinsame Online-Sitzen in Stille an, das in den vergangenen Wochen auf sehr positive Resonanz gestoßen ist und uns allen sehr guttut.

Die vor uns liegenden Wochen werden wir nutzen, um uns weiter an die Notwendigkeiten der Pandemie anzupassen. Das bedeutet , dass wir die Vorsichts- und Hygienemaßnahmen für die Zeit nach dem Lockdown weiter verbessern, um eine größtmögliche Sicherheit während des Aufenthaltes bei uns zu bieten. Gleichzeitig werden wir auch die Möglichkeiten der digitalen Kurse weiter ausbauen, damit wir alle den spirituellen Weg weiterhin in Verbundenheit gehen können.

Somit schaue ich zuversichtlich, neugierig und voller Freude auf unseren gemeinsamen Weg und auf hoffentlich bald wieder viele Begegnungen mit Euch am Benediktushof.

Bleibt gesund!

Euer
Gerhard Bader und das Leitungsteam des Benediktushofes

www.benediktushof-Holzkirchen.de