Was unser Spiritueller Beirat in dieser Woche erlebt hat, welche Themen Doris Zölls, Daniel Rothe und Alexander Poraj bewegt haben, lesen Sie im Folgenden. Alexander Poraj hat zudem ein Video aufgenommen, in dem er dazu einlädt, die Fülle des Lebens zu erfahren und dem Anspruch „zu wissen, wo es lang geht und was richtig ist“ keinen Raum zu geben.
Neben unseren Online-Kursen, die gut angenommen werden, bieten wir ab 5. Mai auch gemeinsames Sitzen in Stille online an. Weitere Angebote und Infos vom Benediktushof - finden Sie wie gewohnt auf unserer Webseite.
Wir wünschen Ihnen alles Gute,
Ihr Benediktushof-Team
Pema Chödrön
Diese Worte von Pema Chödrön lesen sich sehr leicht, doch sie in den Alltag umzusetzen, bedarf einer großen Wachheit. Unser „Alltagsgeist“ ist ständig damit beschäftigt, sich vorzustellen, wie und wo es anders besser sein könnte. Unentwegt kommentiert er, was sich ändern soll. Sogar wenn es uns gut geht, ist er damit nicht zufrieden, sondern malt sich aus, wie man es noch verbessern oder es festhalten könnte. Manchmal sieht er das Glück nicht einmal mehr, sondern baut schon Ängste auf und überlegt, was zu tun ist, wenn es sich wieder zum Schlechteren wendet. Passen wir nicht auf diesen Geist auf und lassen solchen Gedanken freien Lauf, können wir nichts genießen. Diese Geistesstruktur ist so tief in uns verankert, dass wir nichts Schönes mehr wahrnehmen können, ohne dass sich der Mantel der Kritik darauflegt. Gewähren wir diesem Denken nicht Einhalt, verselbständigt es sich sogar und übernimmt die Macht. Im Alter wird es dann sehr deutlich, wie uns das Negative besetzt hält und wir ihm nicht mehr entkommen können. In Krisenzeiten ist dieser Geist besonders aktiv, nichts passt mehr, alles soll anders sein, alle machen alles verkehrt. Diese Gedanken haben mit der Wirklichkeit nichts zu tun. Sie sind Interpretationen, gefärbt durch die Brillen, durch die wir auf die Dinge schauen. Sie lassen uns leiden. Wer jedoch möchte das schon? Wir alle möchten glücklich sein. Pema Chödrön verweist darauf, welche Richtung wir einschlagen können, um diesem Teufelskreis des Leidens zu entkommen.
Wir sollten diesen nörgelnden Geist in die Schranken verweisen. Als erstes ist es wichtig zu erkennen, dass es eine Geistesstruktur ist und nicht die Wirklichkeit selbst. Dies bereits zaubert ein Lächeln auf unser Gesicht, denn wir haben diesen Geist als solchen entlarvt. Damit geschieht das Wunder. Die Negativität löst sich auf. Wir können wieder mit einem klareren Blick auf die Welt schauen. Jetzt ist sie nicht durchtränkt von dem, was alles nicht stimmt. Dankbarkeit und Freude werden sich in unserem Herzen breit machen und damit wird die Welt auch eine andere. Buddha wurde einst von seinen Schülern gefragt, wie man die Welt retten könnte und er meinte nur daraufhin: „Bekommt neue Augen“. Ich wünsche uns allen, dass wir diese neuen Augen entwickeln.
„Leben ist das mit der Freude und den Farben. Nicht das mit dem Ärger und dem Grau.“
Diesen Spruch schenkte mir eine Ärztin auf einer ganz bunten Karte. Ich habe sie eingerahmt, sie steht mitten in meinem Wohnzimmer und erinnert mich stets daran, zu leben.
"Glauben und Wissen"
von Daniel Rothe
Wie im Kontext der religiös-spirituellen Aufklärung wäre es doch auch in diesem Bereich angezeigt, vernünftig zu argumentieren. Dafür benötigt es neben einem validen Sachstand auch die Bereitschaft zwischen Theorien und Pseudotheorien zu unterscheiden. Wissen statt Glauben, Fakten statt Fake zu verbreiten, gilt dann nicht nur für bekannte Persönlichkeiten.
Eine solche Haltung vermisse ich in diesem Kontext gelegentlich fast schon schmerzlich.
"Über die Verantwortung und Ziele"
von Alexander Poraj
Der bereits verstorbene
Journalist Robert Lembke sagte einmal:
"Im Flugzeug gibt es während
starker Turbulenzen keine Atheisten."
In der letzten Zeit musste ich immer wieder an diese Aussage denken.
Normalerweise leben wir nämlich in der Annahme, dass wir die volle Verantwortung für unser Leben tragen. Mehr noch: Wir sind fest davon überzeugt, dass wir uns Ziele setzen, und es in unserem Leben darum geht, die selbstgesetzten Ziele möglichst vollständig zu erreichen. Welche Ziele es sind, dass ist nur wenig selbstbestimmt oder „Geschmacksache“, denn wir werden sehr früh dazu erzogen, unser Leben in die Hand zu nehmen, um glücklich zu werden. Darum geht es. Und worin besteht das vielgepriesene Glück? Richtig! Es besteht darin, die gesetzten Ziele zu erreichen. Hier schließt sich der Kreis ziemlich schnell, auch wenn es dafür im realen Leben Jahre oder gar Jahrzehnte braucht.
Dieses Lebensgefühl setzt natürlich voraus, dass wir auch die Kontrolle über das Leben haben. Und was machen wir, wenn es mit dem Erreichen der Ziele nicht klappt? Wir suchen nach einem Schuldigen oder einer Schuldigen. In der Regel sind die Schuldigen „die Anderen“, häufig „die widrigen Umstände“ und ab und zu auch mal wir selbst. Ist aber der Unterschied zwischen meinem „Soll“ und dem „Ist“ des Lebens noch größer, so wie jetzt und während der Pandemie, dann taucht häufig folgendes Phänomen auf: Von Jetzt auf Gleich gebe ich meine gesamte Verantwortung ab: Je nach persönlichen Vorlieben mache ich irdische oder jenseitige Mächte dafür verantwortlich, was geschieht. Mit anderen Worten: Ich nehme eine Art kindlich-magische Haltung ein. Diese besteht aus einer Mischung aus Angst, Ohnmacht, dem Ausgeliefertsein sowie einer guten Priese Wut. Genau dieser Zustand macht mich für das, was ist und geschieht blind und zugleich offen und anfällig für die unterschiedlichsten Theorien, welche vor allem eine einzige Aufgabe erfüllen müssen: Meinen kindlich-magischen Zustand mit passenden Geschichten zu nähren.
Bei diesen Ansätzen, diesen Zustand zu erhalten, dominiert eine Sichtweise: Ich will, dass es so wird wie ich es will. Alle physischen, irdischen und metaphysischen Kräfte sollen mich dabei unterstützen. Tun sie es nicht und ich bekomme nicht das, was ich bekommen möchte, dann empfinde ich es als Strafe.
Was wir allzu schnell übersehen ist ein kleiner aber umso wichtigerer Punkt: Wir sind nicht wirklich die Mitte des Universums und die Welt dreht sich nicht ausschließlich um uns, um unsere Wünsche und unsere Vorstellungen. Wir wissen erst seit relativ kurzer Zeit, dass sie sich überhaupt dreht und noch gar nicht warum, wieso und wozu. Ein kleines Erwachen in diesem Zusammenhang könnte bedeuten, dass wir uns erneut des riesigen Geheimnisses der Welt und des Lebens bewusst werden; dass wir erneut die Tatsache zulassen, wie fragil und flüchtig unsere Existenz ist und wie wenig es bedarf um sie aus der Bahn zu werfen oder gar zu beenden.
Vielleicht freunden wir uns langsam mit diesen Fakten an?
Bleibt wach und gesund!
Es grüßt Euch
Alexander
In Memoriam
Willigis Jäger
1925 - 2020
Dem Gedenken an Willigis möchten wir in diesem Newsletter Raum geben. Beatrice Grimm hat uns dazu folgenden Text geschickt:
2005 fragt Willigis Jäger: „Was ist, wenn deine Konzepte und Vorstellungen, die du von der Welt und den Dingen hast, wegfallen, was bleibt dann übrig?“ Und er gibt sich selbst die Antwort: „Es offenbart sich auch als meine Gebrechen im Alter. Ich werde bald 80 Jahre alt, ich frage mich daher was es heißt jetzt alt zu sein. Das Alter eine vollkommene Manifestation Gottes? Und er zitiert Rumi: „Bevor es Garten, Weinstock oder Traube gab in dieser Welt, war unsere Seele bereits trunken vom Wein der Unsterblichkeit“.
2020 fragt er: „Was ist jetzt?“ Und er gibt sich selbst die Antwort: „Ich weiß ja nichts mehr.“
Gleichzeitig gibt er seiner Dankbarkeit in jedem Moment Ausdruck und bedankt sich für jeden Bissen Brot, für jeden Schluck Tee.
2015 gibt mir Willigis folgenden Text mit der Bitte, diesen nach seinem Hinübergehen zu veröffentlichen:
Ich danke, dass ich da sein durfte,
in diesem Körper
zu dieser Zeit
an diesem Ort
für die Zeit meines Lebens
für alle Erfahrungen und Begegnungen
für die Erkenntnis meiner selbst
für alle, die den Weg mit mir gingen
auch für alle,
die es schwer hatten mit mir
und ich danke allen
mit denen ich mich in Liebe verbunden weiß.
Der Urgrund, der keine Eigenschaften hat,
dem wir den Namen Gott gegeben haben,
eint uns und alle Formen in Liebe.