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Impuls zum Thema „Ankommen im Jetzt“ von Fernand Braun, spirituelle Leitung Benediktushof
Sag nicht, dass ich morgen scheide,
denn ich bin noch gar nicht ganz da.
Ich komme gerade erst an mit Lachen und Weinen, mit Furcht und mit Hoffnung
Bitte rufe mich bei meinem wahren Namen,
damit ich all meine Schreie und mein Lachen
zur selben Zeit hören kann,
damit ich sehen kann, dass meine Freude und mein Schmerz eins sind.
Bitte rufe mich bei meinem wahren Namen,
damit ich aufwachen kann,
und das Tor meines Herzens offen bleiben kann.
Das Tor des Mitgefühls.
(Thich Nhat Hanh)
„Ich bin noch nicht da!“ höre ich so oft am ersten Kurstag von Teilnehmern. Oder: „Ich komme gerade erst an!“ - eine Aussage meist am Ende des Kurses, wenn es wieder zurückgeht in den Alltag, nach Hause, wo ich mich manchmal nicht wirklich zuhause fühle und auch mir fremd bin.
Es ist ein tiefsitzendes Empfinden, dass das, was ist, noch nicht das Wirkliche oder Richtige zu sein scheint. Ein Gefühl „noch nicht genug zu haben“ und etwas bekommen oder erreichen zu müssen, wo ich „mehr ich selbst sein kann“. Das Ich, das sich als von allem getrennt wahrnimmt, und der gegenwärtige Moment werden als armselig, dürftig und ungenügend definiert. Die Gegenwart existiert als Defizit. Das wirkliche Leben sprudelt immer wo anders. Es herrscht ein permanenter Zustand von Unzufriedenheit.
Das Leid, welches ein Mensch in einer solchen Situation empfindet, liegt aber nicht an dem Lebensumstand selbst, sondern daran, dass er den gegenwärtigen Moment, so wie er ist, nicht annehmen will, deshalb vor ihm wegläuft oder ihm inneren Widerstand entgegen setzt.
Dieser Widerstand gegen das „Sosein“ des gegenwärtigen Augenblicks bedeutet im Grunde nichts anderes, als sich vor sich selber zu verstecken! Das ist die Gretchenfrage:
Wie viel Verbindung zu dir selbst hast du in deinem bisherigen Leben? Frage dich selbst, wie oft du schon versucht hast, aufrichtig und bedingungslos mit dir, mit deinem Herzen, in Verbindung zu treten.
Wie oft schon hast du dich abgewendet, aus Furcht, etwas Schreckliches über dich selbst zu entdecken? Wie oft warst du bereit, dich selbst im Spiegel anzuschauen, ohne dass es dir peinlich wurde?
Wie oft hast du dich selbst abgeschirmt - hinter einer Zeitung, beim Chatten, durch Fernsehen oder einfach durch Rückzug?
Das Erwachen ist nur möglich, wenn du bereit bist, dich dir selbst zu stellen. Das mag dir als hohe Anforderung erscheinen, vielleicht als sinnlos oder gar unmöglich, doch sie ist unabdingbar.
Wenn du bei der Meditation aufrecht und trotzdem entspannt sitzt, dann bist du nackt. Dein ganzes Sein, dein Herz ist bloßgelegt, vor allem vor dir selbst und vor anderen. Beim stillen Sitzen, indem du dem Atem folgst, wie er einströmt und wieder ausströmt und sich verflüchtigt, stellst du die Verbindung zu deinem Innersten, deinem Herzen her und lässt dich einfach sein. Wie schwierig und fast unmöglich! Aber dann kann es geschehen, dass etwas in deinem Inneren „umkippt“ und eine tiefe Stille und unendlicher Frieden dich erfüllt. Staunend stellst du fest, dass das erwachte Herz „leer“ ist - offen und weit, wo Freude und Schmerz eins, Lachen und Weinen zur selben Zeit wahrnehmbar sind. Dieses erwachte Herz ist reines Mitgefühl, bedingungslose Bejahung. Weich und wund fühlt es sich an.
Wenn du deine Augen für die Welt öffnest, überkommt dich – so paradox es klingt - eine stille Freude und gleichzeitig abgrundtiefe Traurigkeit. Es hat nichts mit äußeren Gründen zu tun: Du bist nicht traurig, weil jemand dich verletzt hat, oder weil du einen Verlust zu beklagen hast. Diese Traurigkeit ist grundlos. Sie rührt daher, dass dein Herz ganz bloßgelegt ist - ungeschützt.
Gleichzeitig entsteht ein tiefes Einverständnis für die Soheit der Dinge! Es ist die Geburt von Gleichmut und Furchtlosigkeit. Es meint nicht Furchtlosigkeit in dem Sinne, dass man keine Angst hat oder dass man zurückschlägt, wenn man geschlagen wird. Es ist die Bereitschaft, dein verwundbares, wunderbares Herz berühren zu lassen. Die Bereitschaft, ohne Abwehr und ohne (Ab-)Scheu dich dir und der Welt zu öffnen, und die Bereitschaft, dein Herz mit anderen zu teilen. Es ist das Leben selbst!
Das bedeutet „Ankommen im Jetzt“!
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Die Bedeutung von Leistung
Impuls zum Thema "Die Bedeutung von Leistung" von Doris Zölls, spirituelle Leitung Benediktushof
Der Rabbiner von Chicago ist leidenschaftlicher Golfspieler. Die ganze Woche war dicker Nebel – am Schabbes jedoch scheint die Sonne. Der Rabbiner steht am frühen Morgen auf dem menschenleeren Golfplatz, die Sportleidenschaft siegt über die Frömmigkeit, er nimmt den Schläger in die Hand... Sein Vater schaut vom Himmel herab und sagt kopfschüttelnd zum lieben Gott: „Siehst du, was
mein Sohn, der Rebbe, da unten macht?“ Der liebe Gott antwortet: „Ich werde ihn bestrafen!“ Der Rabbiner unten legt den Ball zurecht, holt mächtig aus und schlägt... 250 Meter und genau ins Loch! Sein Vater sagt verbittert: „Das nennst du Strafe?“ Der liebe Gott lächelt: „Wem soll er es erzählen?“
In dieser kleinen Geschichte wird die schillernde Bedeutung von Leistung wunderbar sichtbar.
Am eindrücklichsten ist, dass eine hervorragende Leistung, die für andere nicht sichtbar ist und ich mich mit ihr nicht brüsten kann, als Strafe bezeichnet wird. Leistung, Stolz, Anerkennung, Versagen, unser ICH, sie alle sind eng miteinander verwoben. Schon von klein auf erleben wir, dass, wenn uns etwas gelingt, wir gelobt werden. Da freuen sich die Eltern, wenn das Kind die ersten Schritte macht, ja schon wenn es sich in die Senkrechte begibt. Das Kind geht aufs Töpfchen und die Eltern loben es für sein Produkt, als ob es dieses selbst geschaffen hätte.
So geht es in unserem Leben beständig weiter. Alles, was den Wünschen und Vorstellungen entspricht, darüber freuen sich Eltern, Lehrer, Freunde, Mitmenschen. Für alle „Leistungen“ bekommen wir Anerkennung. Da ist es unumgänglich, dass sich in unseren Köpfen der Gedanke einnistet, mein ICH leistet Unglaubliches.
Wenn ich dem Erwünschten der anderen entspreche, dann bin ich richtig und werde dafür belohnt. Anerkennung ruft in uns angenehme Gefühle hervor und so ist es verständlich, dass wir uns in unserem ganzen Leben auf den Weg machen, nach Anerkennung zu heischen. Unser ICH hat sich die Leistung auf seine Fahne geschrieben, doch wehe, wenn es den Vorstellungen nicht nachkommt. Misslingt uns etwas, bleibt das angenehme Gefühl des Lobes aus, ja folgt statt dessen ein Tadel, tun sich sogleich unangenehme Gefühle auf. Unser ICH fühlt sich beschämt, nicht mehr angenommen. Es hat versagt. ICH kann es nicht. Mein ICH will sein Scheitern vertuschen, vielleicht findet es Schuldige, die das Scheitern verursacht haben, dann hat es wenigstens eine Entschuldigung, doch der Leistungsdruck bleibt nicht aus und drückt auf unser ICH.
Schauen wir jedoch auf diese so genannten Leistungen, stellt man ganz schnell fest, dass es da überhaupt kein ICH gibt, das sich frei und unabhängig entscheiden könnte, Großartiges zu leisten. Das Kind entscheidet sich nicht, jetzt richte ich mich auf, jetzt laufe ich. Das Aufrichten, das Laufen, stecken in ihm und wollen sich in ihm entfalten!
Das gilt für all unsere Leistungen, für die wir unser freies, eigenständiges ICH verantwortlich machen. Die Leistungen sind in uns und wollen gelebt werden. Auf ein ICH stolz zu sein und Leistungen als seinen eigenen Erfolg zu deklarieren, trifft die Sache nicht. Worauf könnten wir da stolz sein, dass sich das Leben in uns so vollzieht? Wenn sich jedoch in uns alles „von ganz alleine“ entfaltet, bedeutet dies dann nicht, dass wir eben sind, wie wir sind, determiniert, fest gelegt auf das, was in uns angelegt ist und dafür nicht verantwortlich? Muster, Konditionierungen, Prägungen, eben das, was wir als unser ICH verstehen, bestimmt uns unbewusst sehr. Doch gleichzeitig ist dieses ICH nicht frei und eigenständig. Es ist abhängig von den Umständen, es schwankt daher hin und her und wandelt sich je nach Situation. Bereits wenn es verliebt ist macht dieses Gefühl aus jemanden, der vorher vielleicht unentwegt genörgelt hat, einen fröhlichen und zufriedenen Zeitgenossen. Wer sind wir dann wirklich?
Auf diese Frage antwortete einst ein alter Zen-Meister seinem Schüler: „Willst du wissen wer du wirklich bist, dann sei achtsam bei allem, was du tust. Nimm wahr, was sich in diesem Augenblick lebt.“ Kein ICH kann etwas leisten, kein ICH kann scheitern. Stolz, Minderwertigkeit, Neid, Missgunst, die Gier nach Anerkennung, sie alle sind Gedanken und Gefühle, die die Ereignisse des Lebens unangenehm färben.
Erkennen wir sie als Chimären und halten sie nicht fest, können sie sich auflösen und unser ICH steht nicht mehr dem Leben gegenüber, sondern es wird eins mit dem Leben. Leistungen geschehen. Freude taucht auf. Versagen geschieht. Ich halte das unangenehme Gefühl aus. Nichts fest halten, weder das eine bevorzugen, noch das andere ablehnen, macht uns frei in jedem Augenblick das zu leben, was sich gerade ereignet.
Nichts wird sich in der Welt ändern, ändert sich nicht der Mensch!
Nichts wird sich in der Welt ändern, ändert sich nicht der Mensch!
Am Ende seiner Reden pflegt der Inder Jiddu Krishnamurti Fragen zu beantworten, die ihm von seinen Hörern im voraus vorgelegt worden sind. So auch gestern bei seinem ersten Vortrag in der (nicht ganz gefüllten) großen Musikhalle.
Eine der Fragen hieß: Wie können wir einen neuen Krieg verhindern? (Es ist das Nächstliegende, was die Deutschen bedrängt.)
Krishnamurti antwortete darauf, dass sich nichts ändern werde, wenn der Mensch sich nicht ändere, sondern darauf beharre, in erster Linie Deutscher oder Inder oder Russe oder Christ oder Mohammedaner zu bleiben, statt in erster Linie Mensch zu sein. Er müsse sich bewusst machen, wie sehr er an diese Vorstellungen seiner Überlieferung gebunden sei und sich über sie erheben, um jeden anderen Menschen wie auch sich selbst als Menschen erleben zu können.
Zu diesen Belastungen durch die Überlieferung zähle auch das soziale Erfolgsstreben, der Ehrgeiz, der Egoismus des Menschen. Wenn er immer noch mehr werden und haben wolle – das sei ja bereits »Krieg«, und er werde den Krieg nicht überwinden, solange er sich in diesen Punkten nicht ändere. Die äußeren Zustände in der Welt seien ja nur der Ausdruck dessen, was in den Menschen innerlich vorgehe. Durch Gesetze der Staaten sei der Frieden nicht zu bekommen, sondern nur durch die Menschen selbst.
Das sind einleuchtende Gedanken. Sie werden den Nachdenklichen nicht gar so neu erscheinen, und die Christen werden sich erinnern, dass ihre Lehre sie ganz ähnlich seit 2000 Jahren verkündet. Freilich ist es etwas anderes, sie von einem indischen Philosophen und Lehrer statt von dem Pfarrer auf der Kanzel vertreten zu sehen.
Von einem Manne überdies, der jede Lehre, jede Dogmatik, jede Tradition, jede Bindung an Kirche oder Religionsgemeinschaft strikt ablehnt und die Menschen auffordert, nicht in der Vergangenheit zu leben, sondern den Ballast jeglicher (auch der persönlichen) Überlieferung, der Ideen und der Erinnerungen abzuwerfen, unbefangen in der Gegenwart zu leben und sich selbst zu erkennen: Wer sich der Autorität eines anderen unterstellt, kann wohl erfahren, was andere denken, aber er wird nicht erfahren, was er selbst denkt.
Das Leben – so gibt Krishnamurti zu bedenken – ist in ständiger Bewegung; wir sollten daher versuchen, dieses Leben zu verstehen und nicht die Ideen, die wir uns selbst oder die andere sich über das Leben machen. Wir müssen die Wirklichkeit erkennen, und solche Erkenntnis kann niemand anders für uns gewinnen, sondern nur wir selbst. Wir müssen ursprünglich werden, damit die Wirklichkeit in unser Leben kommt.
Die Wirklichkeit existiert
Es gibt eine Wirklichkeit, die den Geist verwandelt, wenn sie ihn erfasst – man muss nicht das Geringste tun. Diese Wirklichkeit tritt in Aktion, sie wird tätig, sie hat ihre eigene Wirkungsweise. Der Geist muss sie jedoch wahrnehmen, muss sie kennen, er darf keine Vermutungen anstellen und darf sich nicht alle möglichen Vorstellungen von ihr machen. Ein Geist, der nach ihr sucht, wird sie niemals finden, aber dieser Zustand existiert zweifellos.
Wenn ich das sage, stelle ich keine Vermutungen an und spreche auch nicht von einer vergangenen Erfahrung. Es ist so. Dieser Zustand existiert. Und wenn man diesen Zustand erfährt, stellt man fest, dass alles möglich ist, denn das ist Schöpfung, das ist Liebe, das ist Mitgefühl.
Krishnamurti in der Rede am 23. Dezember 1956 in Bombay
Was ist Wesentlich?
Impuls zum Thema "Was ist Wesentlich?"
von Dr. Alexander Poraj
"Es gibt eine Menge ignoranter Priester, die ihren Schülern erzählen: ‚Buddha ist das Letztgültige‘…
Wir sollten verstehen, dass sein Leben und Tod sich überhaupt nicht von unserem Leben und Tod unterschieden.“
(Rinzai)
Was ist Wesentlich?
Bevor Sie beginnen nach Antworten zu suchen, spüren Sie bitte der Wirkung dieser Frage nach. Diese und ähnliche Fragen zwingen unser Bewusstsein dazu nach einem „Etwas“ zu suchen. Und je nach religiöser oder kultureller Tradition, verfügen wir über eine große Sammlung an Antworten. Für viele ist immer noch Gott das Wesentlichste. Für andere ist es die Liebe, dicht gefolgt von Freiheit, Gesundheit, Familie, Freundschaften, Erfolg, Beruf oder Geld. Die Auflistung lässt sich ins Endlose fortsetzen, weil in unserer, auf Individualität basierenden Kultur, jede Antwort ernstgenommen werden will, denn von dem geglaubten Über-Etwas, das allen anderen „Etwas“ zu Grunde liegen soll, hängt normalerweise der Sinn und damit unsere Stabilität ab.
Leider streitet man seit Menschheitsgedenken darüber, was dieses Über-Etwas sein soll und ob es denn überhaupt existiert. Der Erfolg des Streites ist mäßig, dafür aber sind seine Nebenwirkungen umso tragischer, da sie bis heute das Leben und die Würde von Millionen von Menschen einfordern. Genau im Namen des Wesentlichen und Wahren, das bestimmte Personen und Gruppierungen glauben, gefunden zu haben, wurden und werden immer noch Kriege geführt und Revolutionen angezettelt, Diktaturen eingesetzt usw. Wir alle tun uns immer wieder zusammen, weil wir meinen, endlich mal das Wahre, Wesentliche und Richtige mit Gleichgesinnten teilen zu können, ja zu müssen und sind ebenfalls sehr schnell der Meinung, wir wüssten es schon, nur sehen es die „anderen“ noch nicht so wie wir und müssen dazu, im besten Falle überredet, sonst aber erzogen oder, wenn das Wahre und Wesentliche es verlangt, sogar gezwungen oder gar eliminiert werden.
Warum ist das so? Weil wir, was die Beschaffenheit der Wirklichkeit angeht, einer Täuschung unterliegen. Worin besteht sie? Sie besteht darin, dem Denken und dem Fühlen derart zu vertrauen, dass wir das Gedachte und Gefühlte mit der Wirklichkeit gleich setzen. Das klingt ein bisschen komisch, besagt aber, dass wir wirklich gänzlich davon überzeugt sind, die Wirklichkeit wäre genauso, wie unser Denken und Fühlen funktionieren. Und wie funktionieren sie? Sie erzeugen ein „Etwas“ und ein „Anderes“, damit auch ein „Gegenüber“ zugleich einen Wahrnehmenden und Sehenden dazu. Sie erzeugen ein „schönes“ und ein „schlechtes“ Gefühl. Mit anderen Worten: Sie vermitteln den Eindruck, die Wirklichkeit bestünde aus an sich unabhängigen Wesen und Gegenständen, denen dann, logischerweise, etwas Wesentliches zugrunde liegen müsste.
Nun aber zeigt die Zen-Erfahrung, dass es so nicht ist. Mehr noch: die Einsicht in die Beschaffenheit der Wirklichkeit, um die es im Zen geht, zeigt, dass es an sich weder ein „Außerhalb“ noch ein „Innerhalb“ gibt; weder ein „Hier“ noch ein „Dort“; weder ein „Noch nicht“ noch ein „Später“; weder „Richtig“ noch „Falsch“; weder „Gut“ noch „Böse“. Warum? Weil das alles die Kategorisierungen des Denkens und Fühlens sind, welche die Wirklichkeit nur „Gestückelt“ betrachten können und sie deswegen auch zerstückeln. Jedes so entstandene „Etwas“ wird dann sofort empfunden und das heißt verglichen und bewertet und in Folge gewollt oder abgewiesen. Das „Wesentliche“ ist dann nichts anderes als der alles rettende Gedanke, dem unser verzweifeltes Denken und Fühlen die Verantwortung für alles überträgt.
Also was tun? Nichts. Dank der unmittelbaren Präsenz stellt sich das Denken und Wahrnehmen ein und im gleichen Augenblick ereignet sich das Gewahrsein des Soseins. Es ist immer schon und immer nur so, wie es im Augenblick ist, bevor wir es zerstückeln, um es zu wissen, zu fühlen und zu verstehen. Es ist weder dies noch jenes, weder wesentlich noch banal. Es ist das eine heilige, unbegreifliche „Ist“. Ein heiliges Sosein, dass sich jeglicher Vergegenständlichung und Wahrnehmung entzieht, obwohl es diese ermöglicht. Es ist das Augenblick für Augenblick sich ereignende frische und unmittelbare Sosein, dem nie etwas fehlte, dem nie etwas zugrunde lag und in dem nie etwas als besser oder schlechter, wesentlicher oder unwesentlicher auszumachen wäre.
Es ist nicht die Antwort auf alle wichtigen Fragen, sondern das Nicht-Aufkommen jeglicher Frage in der Unmittelbarkeit des Ganzen. Aber glauben Sie mir bitte: All das Geschriebene ist es auch nicht und doch kann es gelesen werden.